// Francis Bacons intensive Bilder sind so unglaublich ästhetisch, detailliert und ausbalanciert gemalt - das beeindruckt mich sehr. Aber zuerst gibt er sich dem maximalen Chaos des Prozesses hin. Es existiert ein berühmtes Selbstportrait von ihm, fotografiert von Jean-Loup Cornet (1978), in seinem Atelier sitzend, zwischen ollen Farbeimern, leeren Tuben und bergeweise alten verkrusteten FarbLappen. Wie er selbst erzählte, schmiss er die Farbe mit Wucht spritzend auf die Leinwand und verwischte sie akribisch mit diversen Stofffetzen zu subtilen Formen. Aus diesem recht wüsten Atelierort wurden zu guter Letzt Gemälde feinster Machart herausgetragen - Faszinierend.
In einem Interview mit David Sylvester meinte er: "Sie wissen, all mein Malen ist Zufall, und das immer mehr, je älter ich werde. - Ich weiß oft nicht, wie sich die aufgetragene Farbe verhalten wird. Sie macht vieles, das sehr viel besser ist, als das, wozu ich sie bringen könnte. - Ich versuche, die Lebendigkeit des Zufalls zu erhalten. - Und wenn die Sache zu ausgeklügelt wird, setzt bei mir die Langeweile ein."
Diese interessanten Aussagen bringen vieles auf den Punkt. Das Spiel mit dem Momentum des Augenblicks, dem Zufall, dem Unbewussten, mit dem was gerade in der Luft liegt. Das gehört auch zu mir und meinem Prozess.
In meiner Jugend erzählte mir einmal ein Galerist, dass er einen Maler vertrat, welcher sich einer bestimmten Kunstrichtung erfolgreich verschrieben hatte. Das sei sehr wichtig, monologisierte er. Die eigene Handschrift verfeinern und sich dann für dieses eine Thema zu entscheiden. Andere Wege gäbe es da nicht.
Dieser von ihm beschriebene Maler nahm sich später das Leben, Und das, obwohl er grossen Erfolg hatte. Nach seinem Tod fand die Witwe in seinen Schränken haufenweise freie, informelle Papierarbeiten. Er hatte sie niemanden gezeigt, aus Angst vor dem Verlust seiner Reputation als realistischer Portraitmaler.
diese Geschichte hat mich damals tief erschüttert. Der Künstler schenkte dem freien Lauf seiner Kreativität zu wenig Aufmerksamkeit. er leugnete und unterdrückte persönliche Anlagen. Es würde jetzt zu weit führen, über die schädlichen Folgeerscheinung zu referieren. Vielleicht wird dieses Thema, ein ganz eigenes wichtiges Blogthema.
Francis Bacon überwandt für sich die Langeweile eintöniger Abläufe, mit der Bereitschaft, die vollständige Kontrolle über den Prozess aufzugeben. Zumindest am Anfang.